Boni oder Bonusse?
deklination
Der Plural von Bonus lautet Bonusse und nicht Boni, denn Bonus ist keine Entlehnung aus dem Lateinischen und ∙i keine deutsche Pluralendung. Boni ist ein Mittel der Pseudoakkuratesse im Journalismus.
Dauer: 22 Minuten.
Video veröffentlicht am 19.04.2013 (34.34 MB).
Dieses Video ist Teil der Playlist deklination. Damit können Sie alle Videos zu diesem Thema mit dem Videoplayer auf Ihrem Computer (zum Beispiel VLC) streamen.
Wie lautet der Plural von Bonus
?
Zwei Arten sind grundsätzlich möglich, den Plural eines deutschen Substantivs zu bilden:
Bonusse
Erstens der Plural nach den Regeln der Grammatik: Neugebildete starke Maskulina bilden den Plural heutzutage auf ∙e
: der Quasar → die Quasare
.
Daneben ist noch der schwache Plural auf ∙en
möglich: der Zyklus → die Zyklen
, was hier allerdings zu Bonen
führen würde. Starke Maskulina bilden den Plural auch häufig auf ∙s
: der Claim → die Claims
.
Daraus ergibt sich als einzig grammatischer Plural: Bonusse
.
Der Plural Boni
ist ungrammatisch, weil es die Pluralendung ∙i
im Deutschen nicht gibt. Als einziges Substantiv auf ∙us
bildet Modus
in der höheren Allgemeinsprache den Plural Modi
(zum Beispiel Spielmodi
). Dazu vielleicht noch Solo → Soli
(zum Beispiel Gitarrensoli
). Diese Plurale sind motiviert.
Boni
Motivierte Plurale sind die zweite Möglichkeit. Sie werden nicht nach den Regeln der deutschen Grammatik gebildet, sondern zusammen mit dem Wort aus einer fremden Sprache entlehnt. Neben dem grammatischen Plural Sagas
könnte man den motivierten Plural Sögur
bilden, weil Saga
aus dem Isländischen entlehnt ist und dort diesen Plural hat. Ebenso kann man neben dem grammatischen Plural Espressos
den motivierten Plural Espressi
bilden, wenn man annimmt, so würde der Plural im Italienischen lauten.
Motivierte Bildungen gründen jedoch meist auf Irrtümern. Espresso wird in Italien kaum so genannt, sondern caffè
; der Espresso
ist ein caffè per espresso
, ein Kaffee auf die Schnelle (mit dem Wasserdampf hat sein Name nichts zu tun).
Auch der Plural Boni
ist Kokolores, weil es kein lateinisches Substantiv bonus
mit dem Plural bonī
gibt und Bonus
keine Entlehnung aus dem Lateinischen ist.
Bonus entstand zum Ende des 18. Jahrhunderts im Londoner Börsenslang und wurde später ins Deutsche entlehnt. Da der Plural im Englischen einzig bonuses
lautet, wäre dies auch der bildungssprachlich motivierte Plural im Deutschen.
Wer dagegen einwendet, Bonus
sehe ja lateinisch aus und der Plural Boni
sei in Analogie zu Modi
legitim, übersieht dabei, daß Bonus
seit mindestens einem halben Jahrhundert im Deutschen allgemein- und alltagssprachlich ist, und zwar mit dem Plural Bonusse
. Auch wenn es anders wäre, bliebe es dennoch gegenwartssprachlich ein Fehler, weil es die Pluralendung ∙i
in der deutschen Grammatik jetzt gerade — und nur das zählt! — nicht gibt.
Boni
wird durch gegenseitiges ungeprüftes Nachmachen einer kleinen Sprecherzahl nicht richtig, auch wenn Journalisten viele Empfänger haben und dadurch der Eindruck entsteht, Boni
wäre der gängige Plural.
Zusammenfassung und Empfehlung
Tip: Der Plural von Bonus
heißt Bonusse
. Mit Boni
entlarvt man sich als ungebildet und erreicht das Gegenteil von dem, was man im Sinn hat.
Ideal wäre eigentlich der Singular, weil dort, wo das Englische in solchen Fällen den Plural verwendet save our lives
, im Deutschen der Singular rettet unser Leben
steht.
Die Politik will den Bankerbonus begrenzen.
Zusammensetzungen mit ∙bonus
sind jedoch im Deutschen seit langem gängig und bezeichnen normalerweise einen Bonus, der dem Vorderglied entsteht: Stammkundenbonus oder Nichtraucherbonus.
Deshalb kann man im Fall von Bankerbonus
auch Bankerbonuszahlung(en)
verwenden.